von Faltenröcken bis Lachfalten

wir alle werden älter

Was wir aber tun können, damit wir im Alter sowohl im Geist als auch im Körper möglichst lange jung und gesund bleiben, verraten diese drei Powerfrauen: Herta (79), Anneliese (84), Klara (96).


MEHR LUSTIG LUSTIG TRALLALALALA

Mit Humor tanzen wir leichtfüßiger durchs Leben. Das weiß auch Klara: „Für graue Haare bin ich einfach noch zu jung. Ich bin schließlich erst 96“, lächelt Klara, die ihre Haare seit Jahren schon färbt und definitiv nicht ans Aufhören denkt. Warum auch?

Auf die Frage nach dem Alter von Anneliese kommt ebenfalls eine schlagkräftige Antwort um die Ecke: „48. Auf meinem Geburtstagskuchen steckt eine Vier und eine Acht. Zugegeben: Eventuell stimmt die Reihenfolge nicht, aber was soll's“, schmunzelt Anneliese. Ihre 84 Jahre sieht man der lustigen Tirolerin nicht an. Lachen hält jung. „Meine Mutter hatte auch Humor. Grübeln bringt nichts, das schlägt nur aufs Gemüt.“ Dieselbe Lebenseinstellung teilt auch Herta: „Humor braucht man im Leben. Er ist ein Geschenk. Die Leute fragen mich oft: ‚Dass du noch lachen kannst!‘ Ich antworte dann: Ja, Gott sei Dank. Sonst gebe es mich nicht mehr. Auch meine Mama hat viel gelacht, auch wenn sie ein hartes Leben hatte.“

Humor ist somit das erste Geheimnis, wie wir mit mehr Leichtigkeit alt werden können.


MEHR SEIN ALS TUN


Früher war alles besser? Nein! Herta klagt nicht über ihr Alter. Im Gegenteil: Sie möchte die Uhr gar nicht zurückdrehen. „Wieder jung sein? Nein, nein. Heute bin ich 79 und zufrieden. Ich muss nicht mehr ständig neugierig sein. Das kann man im jungen Alter nicht sagen: Da hat man ja noch das ganze Leben vor sich und will die Welt entdecken. Früher konnte ich kaum stillsitzen, heute genieße ich den Moment mehr“, verrät Herta.

Auch Anneliese weiß um die Kraft der inneren Ruhe: „Wenn man älter ist, hat man einiges erreicht. Heute darf ich daher mit gutem Gewissen auch mal alles sein lassen und nichts mehr tun wollen. Ich liebe es, im Garten zu sitzen und entspannen.“

Dieses Nichtstun ist aber nicht nichts. In den leisen Momenten finden wir zu uns. „Im Alter fällt es leichter, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Darüber bin ich sehr dankbar“, erzählt die 84-Jährige.

Et voilà! Und schon ist das zweite Geheimnis des guten Älterwerdens angerichtet: die Gelassenheit.


MEHR BEWEGTE MOMENTE

Keine große Überraschung: Auch „Bewegung“ hat es in die geheimnisvolle Liste geschafft. Körperliche Betätigung hält uns fit. Dabei muss es kein Hochleistungssport sein. Ein sanfter Spaziergang mit dem Hund oder eine Turnstunde mit den Liebsten wirken Wunder.

Klara hält Körper und Geist mit einem Sport in Schuss, bei dem sie regelmäßig die Sau rauslassen kann. „Ich kegle schon mehr als 60 Jahren und es bereitet mir nach wie vor Freude. Gut bin ich immer noch. Ein Kegelabend ohne Schweinla* gibt es nicht. Warum sollte ich also auch hier ans Aufhören denken?“, fragt sich Klara.

Bewegung tut uns gut. Noch besser bekommt sie uns, wenn wir unsere Leidenschaft mit anderen Menschen teilen können. Die Bedeutung sozialer Kontakte im Alter kann schließlich nicht hoch genug geschätzt werden.

Traraaaa! Das dritte Geheimnis ist gelüftet: die Bewegung.

*Tiroler Redewendung: ein Schweinla schießen = mit einer Kugel alle neun Kegel umwerfen


MEHR PERSPEKTIVENWECHSEL

Alles ist eine Frage der Perspektive – Davon ist Anneliese überzeugt und erinnert sich noch gut an die Worte ihrer Mutter: „Merkt euch, meine Kinder, alles im Leben hat zwei Seiten: eine gute und eine schlechte. Es kommt nur darauf an, welche ihr gerade seht oder sehen wollt.

Es ist uns überlassen, ob wir immer nur das Schlechte oder das Gute in einer scheinbar verzwickten Situation sehen. „Wenn ich etwas annehmen kann, das mir im Grunde missfällt, oder wenn ich versuche, überall das Positive zu sehen, dann habe ich einen großen Schritt Richtung Zufriedenheit gemacht“, erzählt die Bäckersfrau, die es früher nur mit Mühe aus ihren Bettfedern schaffte. „Die Arbeit in der Bäckerei hat mich nie belastet, das war halt so. Manchmal ist es einfach besser, etwas anzunehmen, als sich ständig zu ärgern. Im Grunde schadet man nur sich selbst. Ich wache heute noch um 4.00 Uhr auf.“

Das vierte Geheimnis lautet: das Gute sehen.


MEHR ZUVERSICHT


Das Leben kann ordentlich bitter schmecken. Schließlich steht nicht immer Schonkost auf unserem Lebensplan. Genau an dieser Stelle heißt es dann: durchhalten und zuversichtlich bleiben. Vieles kommt oftmals anders, als wir es uns ausgemalt haben.

Das Gute: Alles hat einen Sinn. Da ist sich Anneliese sicher: „Ich wollte Schneiderin werden. Auf Anraten eines Arztes habe ich meinen Traumberuf aber an den Nagel gehängt. Das war bitter, heute bin ich aber froh. Die Arbeit als Verkäuferin habe ich geliebt. Oftmals erkennt man den Sinn in etwas erst im Nachhinein, dass es gut war, wie es gekommen ist, und nicht, wie man es sich eigentlich gewünscht hätte. Man muss Vertrauen haben. Nach einer gewissen Zeit verziehen sich die Wolken, neue Türen öffnen sich und man erkennt den Sinn.“

Das fünfte Geheimnis, das uns zu mehr Lebensfreude verhilft: die Zuversicht.


MEHR      FREUNDLICHKEIT

Die einfachste Art, jemandem freundlich zu begegnen, ist mit einem Blick oder einem Gruß. Beides kostet nichts und ist Balsam für die Seele von Jung und Alt.

Dabei spielt es keine Rolle, ob wir jemanden mögen oder nicht. Ein respektvoller Umgang miteinander ist Basis für ein erfülltes Leben. Das weiß auch die 84-jährige Tirolerin: „Mein Vater hat immer gesagt: Jeder ist einen Gruß wert! Er hatte recht. Freundliches Grüßen und Friedfertigkeit sind Tugenden, die für mich ganz selbstverständlich sind. Wenn ich jemanden grüße und seine Augen dann anfangen zu strahlen, hat es sich gelohnt, den Mund aufzumachen. Da haben wir doch alle was davon.“

Die Freundlichkeit hat es als sechstes Geheimnis in unsere Liste geschafft.

Die drei Damen Anneliese, Klara und Herta sind über siebzig, achtzig und neunzig. Auch wenn unterschiedlich viele Kerzen auf ihren Torten brennen, so haben sie doch alle etwas gemeinsam:
Sie haben viel erlebt und wissen, welche Tugenden im Leben wirklich wichtig sind.
im Leben nett zu sein zahlt sich aus. für alle.
ganz schön nett

Am Flur von Evi hängt ein gerahmtes Bild. Es spricht beharrlich in dicken Buchstaben zu allen, die bei ihr ein und aus gehen: „SEI FREUNDLICH, WANN IMMER ES MÖGLICH IST. ES IST IMMER MÖGLICH.“ Diese buddhistische Weisheit stammt von Dalai Lama. Schön und gut. Für Evi ist es aber kein neunmalkluger Spruch, der ihren Eingangsbereich aufpeppt. Er ist zu ihrer inneren Grundhaltung geworden.

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