Eismanufaktur auf 1.700 m Seehöhe
Fünf Mal pro Woche treibt es der gelernte Koch (38) und die Kindergärtnerin (38)
auf dem 3-Generationen-Hof an der Grenze zur Schweiz und Italien gehörig auf die Spitze des Eis-Bergs.
Der Kreis der Eis-Süchtigen:
Tendenz steigend.
80 Sorten
Mittlerweile produzieren sie 80 Sorten unter dem Deckmantel „Oberland-Eis“. Die Milch für das Bauernhofeis stammt dabei zu 100% von ihren muhenden Mitarbeiterinnen. Auch veganes Sorbet bieten sie an. „Wir ersetzen hier die Milch durch Wasser, wodurch die Frucht noch intensiver schmeckt. So können wir auch Eisliebhaber, die auf Milch verzichten (müssen), bedienen“, erklärt die dreifache Mutter. Von Klassikern wie Vanille- oder Erdbeereis bis Kreativsorten wie Löwenzahn-, Zirben-, Alpenrosen- oder dem allseits beliebten Dreiländereis* ist alles dabei, was das Gelato-Herz begehrt. Ihre härtesten Kritiker: ihre Kinder, die Sorte für Sorte eiskalt bewerten. Aber wie kam es zu dem eisigen Bauernhof-Business?
*ein italienischer Mascarpone-Traum mit Schweizer Toblerone-Stücken und österreichischem Honig
Milch sinnvoll verwerten
Familie Habicher hatte 2014 eine klare Mission: Mit der Milch ihrer Kühe ein küchenfertiges Produkt im 2-Mann-Betrieb zu produzieren und vermarkten, um damit ihr Leben als Vollerwerbsbauern zu sichern. Zudem sollte mehr Flexibilität in ihren Familienalltag treten. „Als wir den elterlichen Hof übernahmen, wussten wir, dass wir ihn keinesfalls im Nebenerwerb führen wollen. Ganz oder gar nicht“, erzählt der Familienvater. „Einen Bauernhof zu führen, ist eine Tagesaufgabe und kein Nebenjob. Wir stecken täglich unser ganzes Herzblut in unser Unternehmen und führen den landwirtschaftlichen Hof nach wie vor mit voller Begeisterung. Von hier wegzugehen, wäre meinem Mann sehr schwergefallen“, fügt Babsi hinzu.
Außer Konkurrenz
Auf der Suche nach dem passenden Produkt wollten sie mit den örtlichen Bauern nicht ins Kreuzfeuer geraten: Joghurt & Co. waren somit tabu. Und da kam ihnen die Idee vom Oberland-Eis und der traditionelle Bauernhof mit einstiger Jausenstation wurde plötzlich zur Eisproduktionsstätte. Mit anfangs vier tierischen Komplizen setzten sie ihre Mission in die Tat um. Mittlerweile verfünffachte sich ihre Bande und ihr Unternehmen floriert prächtig. Die Vollerwerbsbauern haben zweifellos ihre Mission „completed“.
Nicht jeder darf mit ihnen Geschäfte machen
Babsi und Daniel sind bei ihren Geschäftspartnern wählerisch. Hausverbot haben künstliche Aromen, Konservierungsmittel und Farbstoffe. Rein darf nur eines: Natur pur. Die Hauptzutat stammt dabei direkt von ihren fleißigsten Mitarbeiterinnen. Frischer und ehrlicher geht es nicht. „Wir produzieren ein regionales Produkt.
Chemie hat hier nichts verloren“, sagt das Paar unisono.
Und die mit Bedacht zusammengestellte Gästeliste geht weiter: Ob österreichische Marille und Johannisbeere oder Fairtrade-Vanille aus Madagaskar, rein darf nur, was ehrlich und fair produziert wurde. „Unser Oberland-Eis ist regional. Aber gegen Vanille, Mango usw. brauchen wir nicht ankämpfen. Das ist bei uns nicht heimisch. Wenn wir sie dennoch zu Eis verarbeiten wollen, müssen wir beim Einkauf unseren Hausverstand einsetzen und nachhaltig einkaufen“, erklärt der gelernte Koch mit klaren Prinzipien.
Nichts als Luft
Dass sich mit Luft gutes Geld verdienen lässt, beweisen die Riesen auf dem Speiseeismarkt. Davon halten die Habichers nichts. „Wir verzichten auf den Lufteinschlag. Im Gegensatz zu industriell hergestelltem Eis ist unseres zwar weniger cremig und schwerer, dafür aber ehrlicher und leichter portionierbar“, erklären die Alpen-Eismacher.
Gutes Eis, gute Zukunft
„Nur gesunde Kühe geben auch gesunde Milch. Tierhaltung ist uns sehr wichtig. Dass es unseren Tieren gut geht, schmeckt man“, sind die zwei Vollerwerbsbauern überzeugt. In turbulenten Zeiten wie diesen setzen sie genau auf das richtige Pferd, pardon – die richtige Kuh: auf wirtschaftliche Stärkung der Region, Direktvermarktung eines ehrlichen Produktes, Weiterführung eines Jahrhunderte alten Hofes, respektvolle Berg-Tierhaltung und auf ein Lebensgefühl, das Generationen überdauert.