das leben von zwillingen

team twix oder twinni

Geschwister treten ungefragt in unser Leben. Ausgesucht haben wir sie nicht und doch teilen wir mit ihnen Stockbett, Spielzimmer und Sofa. Und wenn das Geschwisterchen auch noch am selben Tag auf die Welt kommt: Huch, dann ist man vor der Schicksalsbeziehung gar nicht mehr sicher.
Drei Zwillingspaare im Porträt.

Schon mal vorweg

Julia, Fabian, Andreas, Hubert, Emmi und Ferdl

haben eines gemeinsam: Sie feiern am gleichen Tag Geburtstag. Also nicht alle sechs am gleichen Tag. Die drei Zwillingspärchen kamen in unterschiedlichen Jahren auf die Welt: 1994, 1990 und 1944. Nun plaudern sie von ihrem Doppelleben und verraten, ob sie dem Team Twix oder Twinni angehören.

Lebenslänglich

Die unausweichliche Beziehung zwischen Geschwistern – allen voran Zwillingen – hat gute Karten, lebenslänglich zu halten. Partner- und Freundschaften sind oftmals auf Zeit, die Beziehung zwischen dem Brüderchen und Schwesterchen hingegen hat großes Potenzial, zu unserer längsten Ressource zu werden.

Auch wenn das lebenslange Abo zu Lebzeiten gekündigt oder die Geschwisterschaft nicht gepflegt wird, so hält der Kitt bombenfest. Vor ihnen scheinen wir nie sicher zu sein.

Die Zwillinge Emmi und Ferdl sind 79. Den passenden Topf zum Deckel haben sie nie gefunden und so weichen sie einander bereits ihr ganzes Leben nicht von der Seite. „Unsere Mutter ist vor 23 Jahren gestorben. Wir haben sie lange davor gepflegt. Seitdem leben wir allein auf dem Hof. Viele wissen gar nicht, dass wir Zwillinge sind. Wir sind wie ein Ehepaar. Fast 80 Jahre haben wir uns schon an der Backe“, lacht Emmi.

„Keiner kennt mich besser als mein Bruder.“

Ungefiltert

Zu Geschwistern halten wir keinen Höflichkeitsabstand. Alle Emotionen werden gnadenlos in ihre Richtung geschossen: Glückseligkeit, Neid, Freude, das volle Programm. Nur sie kennen uns so, wie wir wirklich sind und als das Kind, das wir wirklich waren. Statt ein Sträußchen blumiger Harmonie schenken wir ihnen büschelweise Unverblümtheiten. Vor Geschwistern scheinen wir keine Furcht zu haben: Schließlich sind wir von ihnen nicht wie von den Eltern abhängig.

Es wird gehaut und geherzt. Besonders der Zwillingsbuddy nimmt ab Stunde null den Platz des obersten Verbündeten und Vertrauten ein. Beworben hat er sich dafür aber nicht. „Mein Zwillingsbruder kennt mich definitiv am besten“, stellt Julia fest.

Auch der eineiige Zwilling Andreas ist überzeugt: „Keiner kennt mich besser als mein Bruder. Er war mein erster Weggefährte und die neun Monate im Bauch kommen ja auch noch dazu. Vielleicht ist es aber auch eine Frage des Geschlechts. Unsere Freundinnen kennen uns mittlerweile auch sehr gut, aber wir kennen uns nochmal besser. Schließlich haben wir bisher alles gemeinsam erlernt und erlebt.“

Gleichzeitig

Generell gilt: Je kleiner der Altersunterschied zwischen Geschwistern, desto ähnlicher sind ihre Bedürfnisse und Interessen. Logisch. Zwischen zwei unserer Zwillingspaare liegen verschwindend geringe 59 und 13 Minuten. Das dritte Doppel trennt sogar nur eine Lebensminute.

Die Folge: Die Zwillinge durchlebten parallel alle Wachstumsetappen sowie (fast) jede weitere Lebensphase.

„Es ist ein Geschenk, jemanden zu haben, der gleich alt ist und immer gerade die gleiche Phase durchlebt:
Na ja, bis auf eine. Da bin ich ihm nun einen Schritt voraus.
Ganz selbstverständlich ist er der Taufpate meines Sohnes geworden“, verrät Julia.

„In der Schule saßen Mädchen und Buben getrennt. Abschreiben konnte mein Bruder nicht von mir, daheim unterstützten wir uns aber bei den Hausaufgaben. Mit 17 ging ich dann auf Saison und war mein erstes Weihnachten nicht bei meiner Familie. Da habe ich schon in der Früh geweint“, gesteht Emmi. „Als Kinder haben wir alles gemeinsam durchlebt, durch die Arbeit mussten wir dann lernen, getrennte Wege zu gehen. Das war ungewohnt.

Glaubt man diversen Studien, so ist der Erstgeborene eines Doppelpacks der schlauere Fuchs von beiden. Wir sagen diplomatisch: Die Chancen stehen 50:50. „Andreas ist der Ältere von uns beiden. Er war schon immer zwei Zentimeter größer als ich und konnte alles früher: pfeifen, spucken, schnipsen“, grinst Hubert.

Wortlos

Es heißt: Zwillinge verstehen sich ohne Worte oder kommunizieren auf ihre Weise. Ein Blick oder ein Satz in Geheimsprache reichen und der andere weiß, was los ist. In der Geschwisterwelt wird gespielt, gezofft, geschmollt und ganz selbstverständlich ohne Aussprache verziehen. Und wenn dann mal eine Krisensitzung einberufen wird: Huch, dann brodelt es ordentlich im Kinderzimmer.

„Konflikte sollen aber ausgetragen werden. Tiere kämpfen um die Nahrung, die Kleinsten in unserer Gesellschaft, wer links im Auto sitzen darf“, lächelt die Kindergartenpädagogin Julia.

„Wir waren zu sechst, Hubert und ich wurden aber immer zusammengesteckt.
Viel geredet haben wir nicht miteinander, wenn dann in unserer eigenen Sprache“, erinnert sich Andreas.

Nicht selten verständigen sich Zwillingspärchen auf eine faszinierende Weise. Der Grund: Kinder, die einzeln aufwachsen, haben eine erwachsene Hauptbezugsperson. Hingegen bei Zwillingen sieht das meist anders aus: Durch ihr symmetrisches Aufwachsen nehmen sie in der Regel für einander den Platz der unmittelbaren Bezugsperson ein. Die Folge: Gleichaltrige Einzelkinder lernen schneller zu sprechen, während Zwillinge zu Beginn häufig in Geheimsprache kommunizieren.

Keinesfalls top secret ist jedoch, dass alle „doppelten Lottchen“ Individuen sind und sich keinesfalls in ihrer Art gleichen müssen wie ein Ei dem anderen.

 Individuell

Sind Zwillingen gleich? Wie die zwei Twix-Riegel, die außen und innen einerlei sind? Oder sind Zwillinge verschiedenartiger, wie das Twinni-Gelato, dessen grüne Seite so ganz anders ist als sein Nebenbuhler in Orange?

Unsere Zwillingspärchen rufen unisono:
„Wir sind Individuen wie alle anderen und haben unsere eigenen Charakter.“

Julia erinnert sich: „Als Kind hatte ich oft daran zu knappern, dass ich nicht als Einzelperson, sondern als Zwilling wahrgenommen wurde. Sobald ich Mitspracherecht hatte, wollte ich nicht mehr, dass wir gleich angezogen werden.“

Hubert fügt hinzu: „Wir sehen andere nicht zwangsläufig als Zwillinge. Es sind ja zwei verschiedene Menschen. Außerdem kann man auch jemanden außerhalb der Familie haben, der einem sehr nahesteht. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass diese Beziehung erst wachsen muss. Die enge Verbindung und das Urvertrauen waren bei uns immer schon da.“

So oder so:

Das Geschwisterchen, die „bessere“ Zwillingshälfte oder der jahrelange Sandkastenfreund sind Zeitzeugen unserer Kindheit. Sie sind es, die unser Twinni-Eis erst komplett machen.

Ob blutsverwandt oder nicht, einen Partner in crime behält man gerne ein Leben lang.
Oder nicht?