ganz schön nett
Am Flur von Evi hängt ein gerahmtes Bild. Es spricht beharrlich in dicken Buchstaben zu allen, die bei ihr ein und aus gehen:
„SEI FREUNDLICH, WANN IMMER ES MÖGLICH IST. ES IST IMMER MÖGLICH.“
Diese buddhistische Weisheit stammt von Dalai Lama. Schön und gut. Für Evi ist es aber kein neunmalkluger Spruch, der ihren Eingangsbereich aufpeppt. Er ist zu ihrer inneren Grundhaltung geworden. Sie hat es nämlich verstanden:
Im Leben nett zu sein, zahlt sich aus. Für alle.
Auch Johanna Ruetz hat es verstanden
und schätzt den Wert vom
freundlichen Umgang
mit ihren Kunden:
„Ich liebe es immer noch, im Geschäft an der Kasse zu stehen und Kunden zu bedienen. Es ist für mich keine Arbeit, es ist ein Ausflug in eine Welt voller neuer Charaktere.
Die Leute freuen sich sehr, wenn sie durch die Ladentür kommen und vom Tresen aus mit einem Herzlich willkommen! und einem Lächeln begrüßt werden. Und ich freue mich wirklich, jeden Einzelnen von ihnen zu sehen. Auffällig dabei ist, dass sich das im Vergleich zu früher fast zu einem Überraschtsein entwickelt hat. Wenn Kunden bei der Tür rausgehen, rufe ich ihnen Auf Wiedersehen! hinterher. Sie drehen sich dann erstaunt um, erwidern aber mit einem Lächeln. Da kann mir doch keiner erzählen, dass Freundlichkeit keinen Wert hat oder niemand diese Momente zu schätzen weiß.“
Ganz normal,
oder doch nicht?
Wir umgeben uns gerne von positiv eingestellten Menschen, die uns mit einer wertschätzenden und offenen Art begegnen: Sie sind freundlich zu uns. Logisch. Und dass grantige Mitmenschen in der Bäckereischlange vor uns eher kein spontanes Stimmungshoch bei uns aufkommen lassen: noch logischer.
Paradoxerweise denken wir uns aber bei einem lieben Wort von Busfahrer Toni oder einem ehrlichen Lächeln von Kellnerin Moni: Ach, das ist aber eine nette Dame bzw. ein netter Herr! So freundlich! Nettsein sollte wieder salonfähig und eigentlich ganz normal sein. Unfreundlichkeiten hingegen sollten für verdutzte Gesichter sorgen: Der hat heute aber einen Grant! … und nicht umgekehrt.
4 Tipps,
um mehr Wohlwollen in den Alltag zu pumpen
Yogis, Mediziner, Psychologen und Forscher sind sich einig: Nettigkeiten auszutauschen, macht uns im Nullkommanix zufriedener, verbessert nachhaltig die Beziehungen zu unseren Mitmenschen, verhilft uns zu einer deutlich positiveren Lebenseinstellung, erzeugt wertvolle Energien, verringert Depressionen und verbessert unsere Selbstwahrnehmung. Puh, da spricht ja einiges fürs Freundlichsein.
Elterliche Erziehung und soziales Umfeld hin oder her, nachfolgend vier wirkungsvolle Denkanstöße für
bewusst mehr Freundlichkeit in deinem Leben:
So wie du in den Wald hineinlächelst
Wenn du beim Bäcker ein Brötchen bestellst und lächelst, was bekommst du dann? Im Idealfall: beides. Einem Lächeln können wir nämlich kaum widerstehen. Das beste Beispiel: Kinder.
Wenn wir lächeln, fühlen wir uns (und unsere Angelächelten) nicht nur besser, sondern wir interagieren automatisch viel menschlicher miteinander. Auch in vielen weiteren Situationen sind Grinsekatzen wahre Glückshamster.
Den Verstand austricksen: Bereits Lächeln ohne Auslöser aktiviert in unserem Gehirn den Glücksmodus.
Vor dem Weiterlesen also: Mundwinkel hochziehen!
Kehre vor deiner
eigenen Haustür
Auch dir selbst gegenüber solltest du nachsichtig und freundlich sein. Denn: Freundlichkeit beginnt im Innersten. Erst wenn du dich selbst wertschätzend behandelst und nicht in Selbstkritik ertränkst, kannst du zu anderen nett ein.
Schnapp dir gleich (nach dem Lesen) den Besen und mach dich frei von deinen negativen Gedanken!
Augen und Ohren auf
Wenn wir mit offenen Augen durch den Alltag gehen, erkennen wir, dass sich die anderen ebenfalls anstrengen. Schenk ihnen Anerken- nung dafür und kontere gleich mit Freundlichkeit.
Eine Überdosis gibt es da nicht.
Wer suchet,
der findet
Dalai Lama weiß es und wir wissen es auch – Möglichkeiten zum Nettsein gibt es zuhauf: Der alten Damen die Tür aufhalten, dem netten Herrn aus der Parklücke helfen, Mutti ein Kompliment zum neuen Kleid machen … Je mehr wir uns im Freundlichsein üben, desto fitter und glücklicher sind wir. Ganz ohne Mitgliedsbeitrag und Schwitzen.
Steck dir gleich ein konkretes Ziel, leg dich auf die Lauer und versüße jemandem den Tag! Du wirst belohnt werden.
"Man mag sich selbst dafür"
Johanna Ruetz: „Ich denke nicht, dass wir die Freundlichkeit verlernt haben. Es ist vielleicht eher eine Sache von Fokus und Werten. Heutzutage glauben wir, dass die wichtigen Dinge im Leben online stattfinden oder wir mehr erreichen, wenn wir mit unseren Gedanken ständig weg sind vom Hier und Jetzt. Doch das wahre Leben, das, was in diesem Moment gerade passiert, wenn man diese Momente bewusst lebt, dann ist man nicht nur freundlicher anderen gegenüber, sondern man geht abends heim und fühlt sich wie ein guter Mensch. Man mag sich selbst dafür. Und das fühlt sich doch gut an.“